Frauen in Milne Bay: Selbstständig alleingelassen #2: Salma, eine unauffällige Heldin


 Heute möchte ich mal als Beispiel einen kurzen Einblick in die Lebensgeschichte von Salma geben (Name geändert), einer Lehrerin. 

Sie stammt von den Trobriand-Inseln, die sich noch einmal deutlich von den restlichen Gebieten in Milne Bay unterscheiden, was die Kultur betrifft. Zu einer Zeit, in der noch viel weniger Schüler*innen für den Bildungsweg bis zur 12. Klasse ausgewählt wurden, legte Salma ihre Abschlussprüfung ab und begann eine Ausbildung zur Lehrerin für die Fächer Hauswirtschaft und Tourismus. Anfang der 2000er Jahre lernte sie ihren späteren Mann kennen und heiratete. Das Paar bekam vier Kinder. 

Doch die Ehe war problembelastet. Salma war stets die Haupternährerin ihrer Familie, weil der Lehrerberuf ihr bessere Berufschancen ermöglichte. Ihr Mann hatte ein Alkoholproblem und war oft nicht dazu in der Lage zu arbeiten. Salma ertrug das standhaft und kümmerte sich um ihre Kinder, die sie erziehen musste, was keine leichte Aufgabe war - nebenbei musste sie ja auch Geld verdienen. 

2015 zog die Familie nach Sideia. Salma unterrichtete, die beiden älteren Kinder gingen zur Schule, die jüngeren verbrachten den Tag zu Hause. Ihr Vater ging ab und zu fischen, manchmal half er auch als Schlepper aus und brachte die Dinghys nach Alotau und wieder zurück. Doch er trank weiterhin, und eines Tages, als der das Dinghy steuerte, begann ein Streit an Bord. Er war betrunken, das Dinghy kenterte, eine Person ertrank. Diese Person war sein Cousin. 

Für Salma und ihre Familie brach eine Welt zusammen. Totschlag wird in PNG juristisch zwar nicht wirklich hart verfolgt, aber ihr Mann hatte sich gegen ein Mitglied seiner eigenen Familie gewendet, was in der traditionellen Überzeugung eine sehr große Schuld ist, die sich rächen wird. Monatelang musste ihr Mann untertauchen und versteckte sich vor dem Rest seiner entfernten Familie. Erst nach langer Zeit kehrte er nach Sideia zurück, darf sich aber immer noch nicht ohne Weiteres in die Stadt bewegen. 

Inzwischen lebt er wieder im Missionszentrum. Gewisse Bemühungen seinerseits, sich einzugliedern, sind sichtbar. Ich habe ihn stets als ruhigen, aufmerksamen Menschen kennengelernt, immer als Erster zur Stelle, wenn fachkräftige Hilfe gebraucht wird. Leider hat er weiterhin Alkoholprobleme. 

Aber was mich besonders berührt hat, ist Salmas Umgang mit der Situation. Sie hat immer dafür gesorgt, dass es ihren Kindern gutgeht. Wenn ihr Mann betrunken ist, lässt sie ihn abends nicht ins Haus - eine sehr effektive Methode, wie wir gelernt haben. Sie spricht die Probleme offen an und sagt den Mädchen immer wieder, wie wichtig Kommunikation und Gebet in der Ehe sind. Sie will nicht aufgeben. Salma macht kein großes Trara um ihr Leben, aber ich finde, sie ist eine Heldin.

Im Januar war sie auch Teil der Missionsratbewegung "Change your husbands", also "Verändert eure Ehemänner". Viele Frauen aus der Umgebung haben in schwierigen Ehen gelebt, aber durch kontinuierliche Arbeit und Gebet etwas verbessern können. Das zeigt: Es besteht Hoffnung! 

Bis demnächst!
Live Jesus, Choose Joy!
Weronika

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