Schuljahresabschluss, Zeugnisausgabe und Abschiede sowie Weihnachtsfeiern

Das Schuljahr in PNG dauert von Januar bis normalerweise Mitte Dezember. Geldbedingt mussten wir den Schuljahresabschluss für SASTI schon auf Mittwoch, den 4.12. vorziehen.

Bereits am Freitag zuvor fand die feierliche Abschiedsfeier statt. Zunächst wurden die Ämter der Vertrauensschülerinnen übergeben: Immer zwei Mädchen aus dem 2. Jahrgang übernehmen für ein Schuljahr einen Tätigkeitsbereich wie den Essenraum, die Gebete, den Garten, die Arbeitseinsätze und den Posten der Schülersprecherin. Die Wahlen dazu finden jeweils am Ende des vorherigen Schuljahres statt.
Nun zur Übergabe, die wirklich berührend war: Alle amtierenden Vertrauensschülerinnen saßen im Saal auf der rechten Seite, ihre Nachfolgerinnen auf der linken. Dann hielten sie kurze Reden und übergaben sich das Amt. Anschließend gab es einige Tänze und wir gratulierten den neuen Vertrauensschülerinnen!
Danach fand das Abschiedsessen statt, bei dem sich alle Schülerinnen, die Lehrerinnen und Lehrer gemeinsam im Essensraum einfanden. Es gab SEHR leckere Speisen. Kuchen zum Beispiel. Und natürlich wurden alle Lehrerinnen und Lehrer dazu gezwungen, eine Rede zu halten. Mittlerweile kann ich so eine Rede LOCKER aus dem Ärmel schütteln, so oft passiert das!
Zum Schluss wurde wieder getanzt, wobei ich vielleicht ein bisschen ZU enthusiastisch vorgegangen bin. Jedenfalls hab ich mir das rechte Knie aufgeschlagen.

Am Mittwoch dann fand die Zeugnisausgabe statt. Das ist ein bisschen kompliziert zu erklären, aber ich versuche es:
Es gibt vier verschiedene Richtungen, welche die Mädchen hier belegen können: Tourismus und Gastfreundlichkeit (Tourism and Hospitality Operation - HO), Kochen (Commercial Cookery - CC), Nähen (Dressmaking and Tailoring - DMT) und Büroarbeit (Office Administration - OA).
Im Prinzip bleiben die Mädchen für zwei Jahre auf Sideia, diese zwei Jahre sind aber nicht für alle Mädchen von Januar bis Dezember. Manchmal dauert es etwas länger, bis der Stoff beendet wird. Die OAs und HOs zum Beispiel bleiben noch bis Juli bei SASTI, während die DMTs und CCs am Mittwoch ihre Abschlusszeugnisse erhalten haben.
Daraus resultierend werden auch nicht gleich im Januar neue Schülerinnen für alle Richtungen ankommen, sondern nur für DMT. Die Anderen folgen, wenn die jetzigen Schülerinnen fertig werden.

So. Jetzt aber zu Mittwoch.
Der Tag begann mit einer feierlichen Messe in der mit vielen Blumen geschmückten Kirche. Die Absolventinnen zogen danach in einer Reihe von Musik untermalt bis zum Platz vor der Bühne. Glücklicherweise waren am Tag vorher große Planen über den Sitzen angebracht worden, denn es herrschen jetzt tagtäglich um die 30°C. Das Programm begann mit einigen Reden, ein Inspektor vom Bildungsministerium war speziell aus Port Moresby gekommen und sagte ebenfalls ein paar Worte.
Dann wurden die Mädchen einzeln aufgerufen, gingen auf die Bühne und erhielten ihr Zeugnis. Dazu lief eine Fanfare (die, nebenbei bemerkt, lediglich drei Minuten dauerte und deshalb IMMER UND IMMER WIEDER abgespielt wurde, was das Publikum nach einiger Zeit dazu veranlasste, fröhlich mitzusingen).
Besondere Leistungen wurden ebenfalls geehrt, und dann durften alle den Absolventinnen gratulieren, wobei wieder viele Tränen flossen. Auch einige Eltern waren angereist, und nach dem offiziellen Teil gab es Essen für die Schülerinnen und ihre Familien sowie für die "Sondergäste" im Coffeeshop. Aus ominösen Gründen landete ich bei den Sondergästen (na ja, hauptsächlich, weil die Schwestern besorgt waren, dass es schon nach eins war und ich noch kein Mittagessen gegessen hatte), es war sehr nett und der Inspektor riss die ganze Zeit über Witze.

Nach dem Essen begannen dann die zahlreichen Verabschiedungen. Theoretisch tanzte ich mit ein paar Mädchen vor der Bühne, aber praktisch musste ich die ganze Zeit losrennen und allen auf Wiedersehen sagen, die schon an diesem Tag nach Hause fuhren. (Irgendwann kamen ein paar von uns auf die Idee, sich falsche Nasen aus Blütenblättern anzukleben, was den Abschieden etwas von ihrer Dramatik genommen hat).
Während ich das nun verfasse, ist Nikolaustag (ich habe eine riesige Tafel Schokolade auf meinen Flipflops gefunden!) und etwa ein Viertel der Schülerinnen ist abgereist. Das ist nämlich gar nicht so einfach, wenn man auf einer Insel wohnt. Alles muss genau geplant werden, schließlich passen in ein Dingey nicht mehr als zehn Personen, und das Miva (das langsame Boot) fährt auch nicht jeden Tag. Es wird also noch eine Weile dauern, bis alle verschwunden sind, und manche der Mädchen haben einen wahrlich WEITEN weg von bis zu einer Woche!
Bis dahin spielen wir viel, dekorieren den Saal für die Weihnachtsfeier und sitzen einfach rum und reden.

Die Schwestern und ich fliegen über Weihnachten und Neujahr nach Port Moresby zu den übrigen Schwestern. Im Januar kommen wir dann für das neue Schuljahr zurück.

Nun zur Weihnachtsfeier der Lehrerinnen, Lehrer, Bord of Management-Mitglieder, Arbeiter und ihrer Familien, die am Samstag, den 7.12. stattfand.
Es war ÜBERIRDISCH. Zunächst wurden Spiele gespielt (z.B. "Baba Jaga") und "items" präsentiert (mir fällt nach langem Überlegen kein passendes deutsches Wort dafür ein.), einige sangen Lieder, tanzten oder spielten was auf der Geige vor. Außerdem fand ein Wettbewerb statt, bei dem es darum ging, wer den letzten Ton eines Weihnachtliedes am längsten aushalten kann, ohne Luft zu holen.
Anscheinend habe ich den GK Musik nicht umsonst belegt, denn ich gewann den ersten Preis! (Kakaopulver!)
Danach gab es ESSEN. Sehr viel und sehr lecker. Für mich Donuts.  Die sind einfach großartig!
Und anschließend mussten alle wiedermal Reden halten, wie gesagt: inzwischen bin ich geübt darin.
Ich war sehr gerührt davon, dass ich von den Menschen, die mich ja gerade mal seit  drei Monaten kennen, Geschenke und sehr viele nette Worte erhalten habe. Es war ein sehr schöner Abend!

Und nun - einen frohen und gesegneten 2. Adventssonntag. Ich hoffe, das sendet am richtigen Tag.
Bis bald!
Live Jesus Choose Joy!
Weronika