Aktualisierter Tagesablauf und Rückkehr zum Alltag



(Ich hab es nicht so mit Überschriften...)
Nun ist bereits die zweite Schulwoche vorüber und viele Mädchen sind wieder angekommen. Pro Klasse fehlen durchschnittlich drei, aber mit dem Unterrichtsstoff haben wir inzwischen angefangen, denn ob die Nachzüglerinnen überhaupt zurückkommen, ist unklar. Leider passiert es ab und zu, dass sie sich in die Ferien verabschieden und dann nicht wiederkommen. Die Gründe dafür sind verschieden - manchen fehlt es punktuell an Motivation, was sie bedauerlicherweise dazu veranlasst, die Schule abzubrechen und wieder im Dorf zu leben, andere werden schwanger oder/und heiraten und bleiben ebenfalls in ihren Dörfern. Das ist sehr schade, und die meisten von ihnen bereuen das laut ihrer Klassenkameradinnen ein paar Jahre später bereits, wenn sie aber schon mit zwei Kindern und Mann an ihren Platz im Clan gebunden sind.
Doch glücklicherweise gibt es ja viele Mädchen, die zurückgekommen sind und sich große Mühe geben! Mein Stundenplan ist in diesem Quartal wirklich bis ans Äußerste ausgefüllt, ich unterrichte in jeder möglichen Stunde. Das ist auch notwendig, denn wir leiden an Lehrermangel! Deshalb übernehme ich fast alle Englisch- und Mathestunden und unterrichte manchm sogar zwei Klassen gleichzeitig. Zurzeit prüfe ich in meinen alten Klassen, inwiefern sie das Gelernte über die Ferien behalten haben, und ich will es mal so formulieren: In Englisch geht es zum Großteil, aber die mathematischen mir im Unterricht gegebenen Antworten sind teilweise äußerst mysteriös. Aber das wird schon....Bankrutschen mit Lollys als Belohnung sind immer eine gute Methode!

Mein Tagesablauf sieht zurzeit so aus: Bis auf Mittwoch stehe ich jeden Tag um sechs Uhr auf. Um 6:30 ist Messe, danach frühstücke ich mit den Schwestern. Montags, mittwochs und freitags findet um acht Uhr die Assembly mit Nationalhymne und gemeinsamem Gebet statt. Von 8:20-10:00 unterrichte ich im ersten Block, von 10:20-12:00 im zweiten Block. Dann folgt die einstündige Mittagspause, und schließlich unterrichte ich im dritten Block bis 15 Uhr. Gleich danach ziehe ich mich um, esse eine Kleinigkeit und gehe unter den Mangobaum, um mit dem dafür dort ansässigen Mikrophon Mädchen herbeizurufen, mit denen ich aus diversen Gründen reden muss. Anschließend gehe ich in die Canteen, wo ich mit den drei Mädchen, die jede Woche wechseln, die Sachen verkaufe (nebenbei reden wir und spielen irgendwelche Spiele wie Galgenraten, Schiffe versenken und so ein Steinchenspiel, das ich nicht erklären kann, es ist ein bisschen wie Tic Tac Toe und ich bin unfassbar schlecht darin, aber es macht großen Spaß!) Bis 17 Uhr sind wir dann nach Ladenschluss auch mit dem Geldzählen fertig. Ach ja, praktischerweise befindet sich die Canteen direkt neben dem Coffeeshop, was mich oft dazu veranlasst, dort Donuts und Kekse zu kaufen - in diesem Jahr ist eine Freundin von mir, die letztes Jahr im Konvent gearbeitet hat, Coffeeshop-Assistentin geworden, und sie bäckt großartige Kokosnuss-Kekse!
Um 17 Uhr esse ich mit den Schwestern zu Abend und bete anschließend den Rosenkranz mit den Mädchen unter dem Mangobaum. Kurz danach wird der Strom angeschaltet, und dann flitzen alle ins Sekretariat, um irgendwas zu kopieren. Ich stehe meist noch eine Weile mit ein paar Mädchen herum und rede, während sie auf ihr Abendessen warten, und danach gehe auch ich ins Sekretariat. Zurzeit schreibe ich immer noch Quittungen für die Ankommenden, aber langsam werden es weniger, deshalb helfe ich ab und zu meinen Office-Assistant-Freundinnen beim Bedrucken der Schuluniformen. Demnächst werde ich abends wieder zu den Grundschülerinnen zum Singen und Tanzen gehen!
Gegen acht Uhr wird das Sekretariat geschlossen und ich habe hoffentlich die Abrechnung für den Tag beendet und kann das Geld an einen sicheren Ort bringen. Nach dem Abendgebet mit den Schwestern (manchmal essen wir davor noch was, vor allem dann, wenn jemand was "für den nächsten Tag" gebacken hat. Gestern erst hat eine der Schwestern pastries (ich weigere mich, das als "Teigtaschen" zu bezeichnen) für heute früh vorbereitet, aber irgendwie haben wir gestern Abend alle schon aufgegessen. Sowas passiert uns öfter.) geht der Strom wieder aus (meistens eher mittendrin und wir sitzen kurz im Dunkeln, bevor ich den Anschalter für die Solarlampe auf der Bank in der Kapelle gefunden habe). In meinem Zimmer erledige ich dann manchmal noch ein paar Unterrichtsvorbereitungen für den kommenden Tag oder schreibe etwas auf - sonst bleibt dafür ja gar keine Zeit! Aber ich muss schon sagen, es ist schön, so beschäftigt zu sein, und vor allem fühlt es sich sinnvoll an!

Und jetzt zu der WITZIGEN Nachricht: Aus unerfindlichen Gründen wurde ich zum Sports-Coordinator ernannt. (Eigentlich sind diese Gründe sehr findlich - die Lehrerin, welche bisher für diesen Posten verantwortlich war, muss sich in diesem Jahr um die Praktika kümmern, und ich hatte noch keinen Posten.)
Zunächst fand ich den Gedanken etwas beängstigend, aber inzwischen hab ich mich daran gewöhnt. Koordinieren bedeutet (zum Glück) nicht, dass ich irgendwas sportliches TUN muss. Ja, ich habe immer noch den Morgensport mittwochs von 5:30-6:30, aber DAS bekomme ja sogar ich auf die Reihe. Mit den Spielen am Nachmittag - Fußball, Volleyball und Netball - würde es da anders aussehen. Aber wie gesagt - ich koordiniere ja bloß, und das macht ziemlich Spaß!
Es gibt ja vier "Häuser", in welche die Mädchen für Sport eingeteilt sind - rot, grün, gelb und blau. Mit den Sport-Prefects überlege ich mir Spielpläne und Zeiten, außerdem teile ich Schiedsrichterinnen und Punktezählerinnen ein und sorge für einen möglichst konfliktfreien Ablauf. Und ich sage die Halbzeit an. Später werde ich die besonderen Ereignisse planen müssen, aber da stehen mir glücklicherweise die Sports-Prefects zur Seite.
Ach, es ist dennoch witzig, dass ausgerechnet ich mit meinen 15 Punkten in Sport (wenn man die vier Kurshalbjahre in der Oberstufe zusammenrechnet) sportliche Aktivitäten koordiniere! Dabei hab ich mir, als ich meine Schuhe nach der letzten Sportstunde zeremoniell vor der Turnhalle verbrannte, geschworen, nie wieder was mit all diesen Bällen zu tun zu haben. Aber nichts ist unmöglich!
Mein Chor fängt erst nächste Woche an zu singen, aber ich bereite viel vor. Es überrascht mich immer wieder, wie gut die Mädchen nach Gehör singen!

Ach, es ist schön, wieder im Alltag zu sein, zu unterrichten und einfach mit den Mädchen zu reden und natürlich all die Aktivitäten durchzuführen. Ich könnte nirgends glücklicher sein als hier! Und das ist die Wahrheit.
Bis demnächst!
Live Jesus Choose Joy!
Weronika

P.S.: Die Mädchen haben sich sehr gefreut, als ich ihnen erzählt habe, dass ein paar Menschen Bücher auf den Weg hierher geschickt haben! Wir warten gespannt!
P.P.S.: Falls sich jemand fragen sollte, wann ich die Zeit hatte, um das alles zu tippen, so kann ich antworten: Das ist mir auch ein Rätsel.

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