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Frauen in Milne Bay: Selbstständig alleingelassen #3: Menstruation

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  Menstruation war auf Sideia ein schwieriges Thema. Klar, SASTI ist eine Mädchenschule. Wir sind also alle davon betroffen. Und doch wurde das Thema oft zu wenig beachtet, dabei existieren genügend Gründe zur ausführlichen Debatte! Zum einen bedeutet die Menstruation das Auftauchen praktischer Probleme. Nicht alle Mädchen haben genug Binden zur Verfügung, die im Übrigen auch ziemlich teuer sind (umgerechnet 0,50€ für eine Binde!), was zur Folge hat, dass manche Mädchen während ihrer Tage einfach nicht zum Unterricht kommen. Und dann kann man sich ja denken: Um die 250 menstruierenden Personen in EINEM Missionszentrum auf EINER Insel. Da kommt keine Müllabfuhr, wie ich ja bereits vor ein paar Monaten geschrieben hatte. Und irgendwas muss man mit den benutzen Binden ja anstellen.  Deshalb haben wir sie jeden Tag verbrannt. Pro Dormitory ist ein Mädchen für das Verbrennen zuständig, es gibt einen eigenen Müllberg dafür. Das Verbrennen von plastikhaltigen Produkten nahe der Schule ist nat

Frauen in Milne Bay: Selbstständig alleingelassen #2: Salma, eine unauffällige Heldin

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 Heute möchte ich mal als Beispiel einen kurzen Einblick in die Lebensgeschichte von Salma geben (Name geändert), einer Lehrerin.  Sie stammt von den Trobriand-Inseln, die sich noch einmal deutlich von den restlichen Gebieten in Milne Bay unterscheiden, was die Kultur betrifft. Zu einer Zeit, in der noch viel weniger Schüler*innen für den Bildungsweg bis zur 12. Klasse ausgewählt wurden, legte Salma ihre Abschlussprüfung ab und begann eine Ausbildung zur Lehrerin für die Fächer Hauswirtschaft und Tourismus. Anfang der 2000er Jahre lernte sie ihren späteren Mann kennen und heiratete. Das Paar bekam vier Kinder.  Doch die Ehe war problembelastet. Salma war stets die Haupternährerin ihrer Familie, weil der Lehrerberuf ihr bessere Berufschancen ermöglichte. Ihr Mann hatte ein Alkoholproblem und war oft nicht dazu in der Lage zu arbeiten. Salma ertrug das standhaft und kümmerte sich um ihre Kinder, die sie erziehen musste, was keine leichte Aufgabe war - nebenbei musste sie ja auch Geld ver

Frauen in Milne Bay: Selbstständig alleingelassen #1: Aufklärung und Reproduktionsgesundheit

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 Schon mal vorweg: Dieser Beitrag spiegelt meine persönlichen Eindrücke wider. Ich berichte darin von den Erlebnissen und Erzählungen meiner Freundinnen. Es handelt sich keinesfalls um eine vollständige oder wissenschaftliche Widergabe des Lebens der Frauen in Milne Bay.  Dies ist der Auftakt zu einer kleinen von mir verfassten Reihe. Wenn ich davon spreche, dass Frauen in Milne Bay selbstständig alleingelassen sind, hat das viele Aspekte, die ich in der nächsten Zeit hier näher beschreiben werde. Heute möchte ich das Thema der Aufklärung näher unter die Lupe nehmen.  Grundsätzlich lässt sich sagen: Die sexuelle Aufklärung findet statt. Es ist ein Mythos, dass Menschen in weniger entwickelten Ländern überhaupt keine Ahnung von ihrem Körper, dem Menstruationszyklus oder verschiedenen Formen von Verhütung haben. Dennoch ist der Zugang zu vollständiger sexueller Aufklärung nicht immer gewährleistet. Die meisten Kinder werden zunächst von ihren Eltern aufgeklärt, in der Schule gilt das The

VIDES - meine Organisation (VI geht DES?)

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 Heute möchte ich mal von meiner großartigen Entsendeorganisation VIDES berichten. VIDES steht natürlich nicht für den (un)lustigen Wortwitz meines Bruders, sondern vor allem für " V olontario I nternazionale D onna E ducazione S viluppo", also für Volontariat, International, Frauen, Bildung und Entwicklung. Die Organisation wurde 1987 in Italien von den Don Bosco-Schwestern gegründet, seit 1993 senden auch Deutschland und Österreich jährlich viele Freiwillige ins Ausland.  Wer ein Volontariat über VIDES absolviert, arbeitet immer im Bereich mit Kindern und Jugendlichen, um die sich die Schwestern kümmern. Die Don Bosco-Schwestern sind in mehr als der Hälfte aller Länder der Erde vertreten! Mir gefällt diese Organisation wirklich sehr gut, deshalb möchte ich sie gerne weiterempfehlen!  Hier ein paar gute Gründe, um einen Freiwilligendienst mit VIDES durchzuführen: 1. Von Vorbereitung über Durchführung bis zur Rückkehr läuft alles auf persönlicher Ebene. Weil es jährlich nur w

Das Bibliotheksprojekt für Sideia - Frag Biene!

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Nach langer Zeit melde ich mich nun wieder hier. Nach langer Zeit entstand auch endlich das Projekt, welches ich im  Januar  schon vor Augen hatte: Wir möchten Sideia eine Bibliothek stiften.  Seitdem ich körperlich wieder in Europa bin (schon fast zwei Monate....meine Güte...), denke ich viel an meine SASTI-Schülerinnen. Es beschäftigt mich sehr, dass die Schule sich stets in einer schwierigen finanziellen Lage befindet und dass das Geld gerade so für das Essen und die Instandhaltung der Gebäude ausreicht. An Bücher ist überhaupt nicht zu denken, denn zu kaufen gibt es sie dort sowieso nicht, und welche zu bestellen wäre für die Schule teuer und aufwendig.  Deshalb kam ich mit meinen Freundinnen Amelie Rehm und Katharina Kiock auf die Idee, ein Bibliotheksprojekt für Sideia zu starten.  Dieses Projekt nennt sich "Frag Biene" und hat bereits eine eigene  Website ! Wir glauben, dass die Mädchen durch die Lektüre von Kinder- und Jugendliteratur sehr viel lernen können. Dafür

Abschied

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Am Montag, den 20. Juli, fand meine offizielle Verabschiedung von der SASTI-Familie statt. Schon am Tag zuvor hatte ich ein Ausgangsverbot für den ganzen Vormittag erhalten (und hockte dann in meinem Zimmer und räumte auf, was ich die ganze Zeit vor mir hergeschoben hatte) und von den Schwestern im Konvent ein großartiges Abschiedsmittagessen serviert bekommen. Aber das Schönste und am meisten Bewegende war wirklich diese Verabschiedungsfeier. Mitten aus dem ersten Unterrichtsblock (und ja, ich hab am letzten Tag noch unterrichtet) wurde ich herausgeholt und ins Konvent gebracht, wo mir einige Mädchen von den Trobriand-Inseln dabei halfen, ihre traditionellen Kleider anzuziehen. Es dauerte locker eine Stunde und machte sehr viel Spaß! Als ich endlich fertig angezogen und geschminkt war, wurde ich zur Schule in den Speisesaal geführt (das Wetter war nämlich eher mäßig). Dort folgte ein wunderbares Programm mit dramatischen Tänzen, unendlich vielen Geschenkübergaben, Reden und Tränen. An

Wieder in Görlitz

Ja.  Nun.  Meine Zeit ist leider ebenso wie mein Visum abgelaufen, deshalb musste ich PNG nach einer wunderbaren und berührenden Verabschiedung von allen Menschen dort verlassen. Am Sonntag, den 26. Juli erreichte ich nach einer abenteuerlichen Reise über Brisbane und Doha den Flughafen in Frankfurt, fuhr mit dem Zug bis Görlitz und begab mich in Quarantäne. Mein Corona-Test fiel negativ aus, weshalb diese nun wieder aufgehoben ist, aber auf Anweisung des Gesundheitsamtes muss ich mich weiterhin vorsichtig verhalten.  Ich weiß ehrlich gesagt noch immer nicht, wo mir der Kopf steht, deshalb kommen definitiv noch ein paar Nachträge und Danksagungen, aber an dieser Stelle möchte ich mich schonmal ganz herzlich bei allen bedanken, die auf intensive Weise an meiner "Rückholaktion" beteiligt waren (die sich wegen gestrichener Flüge, Einreisebestimmungen und ablaufender Visa sehr kompliziert gestaltete!) beteiligt waren, allen voran meiner Familie und dem Reisebüro Wakiya Tours! Ohn